Rathaus
Im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts als Hotel erbaut, 1921 gleichzeitig zu Schule, Kino und Gemeindeverwaltung umgewandelt, seit 1955 Rathaus – ein Haus mit vielen Facetten, aber immer einem Ziel: der Mensch im Mittelpunkt.
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Als Bayern 1803 die Klöster und deren Grundherrschaft im Zuge der Säkularisation auflöste, mussten neue Verwaltungsstrukturen geschaffen werden: Die Geburt der Kommunen.
Das heutige Bad Heilbrunn war so eine Gemeinde, allerdings hieß sie damals noch Steinbach. Zum Bürgermeister wurden, wie auch anderswo üblich, Großbauern gewählt, denn nur diese verfügten über ausreichende Mittel, neben ihrer eigentlichen Arbeit auch noch die Verwaltung zu stemmen. Ein Rathaus gab es nicht, die gute Stube im Hof diente als Büro, zu Gemeinderatssitzungen traf man sich in Wirtschaften.
1828 wurden mehrere Weiler ausgegliedert und zwei weitere Gemeinden geschaffen: Oberbuchen und Schönrain. Die Wege waren einfach zu weit für die Bürger. Doch auch die Verwaltungsarbeit begann zu wachsen – parallel mit der Bevölkerung und dem einsetzenden Wandel vom bäuerlich geprägten Ort zum Kurbad für Erholungssuchenden aus nah und fern.
Die Notwendigkeit, neue Wege zu gehen, besiegelte schließlich ein Gesetz. 1920 beschied die Regierung, dass Lehrer nicht mehr im Kirchendienst stehen durften. Man mag sich fragen, was das eine mit dem anderen zu tun hat. Doch die Verbindung ist so einfach wie einleuchtend: Die Schreibarbeiten der gemeindlichen Verwaltung übernahmen meistens die Lehrer vor Ort. Sie stockten damit ihr mäßiges Einkommen auf, ebenso wie durch Kantor- oder Mesnerdienste. Um 1900 betrug das Jahreseinkommen im Schuldienst etwa 320 Mark, was nicht einmal der Hälfte dem eines Hafenarbeiters in Hamburg entsprach.
Praktischerweise wohnte der Lehrer zwar im Schulhaus – das allerdings der Kirche gehörte – dennoch war das Geld knapp. So beschwerte sich ein Lehrer aus dem heutigen Gemeindeteil Oberbuchen darüber,
„...dass das sauer verdiente Gemeindeschreibereibesoldungsgeld auch zu versteuern sei, ist sehr betrübend, denn bei gegenseitig vierteljährlichem Kündigungsrechte ist die Einnahme eine sehr unsichere. Die Gemeinde kann jedes Vierteljahr die Schreiberei nehmen und der Lehrer hat keine Pflicht, die Gemeindeschreiberei zu übernehmen. Zudem sind die meisten Verwaltungs- und Gemeindeversammlungssitzungen in den Wirtshäusern, was mit namhaften Barauslagen verbunden ist. Wüsste der hiesige Lehrer von der ganzen Gemeindeschreiberei nichts, so bliebe seine Geisteskraft auf den einen ganzen Mann erfordernden Schulbetrieb konzentriert und würde nicht die Augen und die Nerven und mit den endlosen Rennereien die Füße vorzeitig kaputt. Und dafür soll er auch noch Steuern bezahlen.“
Damit war mit dem neuen Gesetz Schluss. Die Gemeinde unter Bürgermeister Johann Pensberger kaufte am 18. Dezember 1920 die Villa Bellevue und ließ sie zum Schulhaus umbauen.
Wie die Akten verraten, lief es jedoch nicht problemlos ab. Nachdem alle drei, zum Schulsprengel Heilbrunn gehörenden Gemeinden Steinbach, Schönrain und Oberbuchen „gemeinschaftlich nach dem Verhältnis des gesetzlichen Steuerfußes“ die Kosten am Umbau zu tragen hatten, erhoben die Gemeinden Schönrain und Oberbuchen ein Vierteljahr später schon Einspruch gegen das geplante Vorhaben – jedoch vergebens und der Umbau konnte vonstattengehen.
Bald schon klang Kinderlachen durch die Gemäuer, in denen jeweils acht Jahrgänge teils gemeinsam unterrichtet wurden. Nach Schulunterricht wurden die beiden Klassenräume in einen Kinosaal umfunktioniert, die Gemeindeverwaltung nahm die zweite Etage ein.
Doch die Heilbrunn wurde immer größer– und damit nicht nur die Verwaltungsaufgaben, sondern vor allem auch die Schülerzahlen. 1954/55 wurde am Unterfeld ein neues Gebäude errichtet. Eine reine Schule, die noch heute die vier Jahrgangsstufen umfassende Grundschule Bad Heilbrunn beherbergt. Die Kinder besuchen nur noch im Rahmen der Heimat- und Sachkunde die ehemalige Villa Bellevue, die bis heute Rathaus geblieben ist.
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Rathaus Bad HeilbrunnBadstraße 3
83670 Bad Heilbrunn